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Erlösung von Missverständnissen

Ein Weg zur Erlösung von Missverständnissen

Mann und Frau sitzen im Auto. Er fährt. Das Kind (5) sitzt hinten. Es ist Sonntag und sie wollen als Familie etwas schönes unternehmen. Sie wollen aber auch noch ein Regal von Freunden abholen, die in einem anderen Stadtteil wohnen.

Sie sind auf dem Weg… da ruft das Kind, dass es Hunger hat. Die Mutter schlägt vor, in dem schönen kleinen Imbiss von neulich gemeinsam etwas zum Mittag zu essen. Es ist ja auch noch früh. Das Kind freut sich, sie essen, kommen ins Gespräch, das Kind spielt noch mit einem anderen Kind und HUCH! es ist schon 15 Uhr. Nun aber los. Die Mutter ruft das Kind, das will nicht weg, der Mann ruft die Freunde an, dass es etwas später wird und geht schon vor zum Auto. Sie fahren wieder. Das Kind zieht eine Flappe, der Mann sagt, dass er heute eigentlich auch noch den tropfenden Küchenboiler reparieren wollte. Außerdem müsse er noch was für den ersten Montagfrühtermin vorbereiten. Nun hätte man hier einfach die Zeit vertrödelt.

Die  Entstehung  von  Missverständnissen

Die Frau sitzt neben ihm und hat plötzlich ein flaues Gefühl im Bauch. Grad eben war alles noch schön, warum denn jetzt nicht mehr? Und wenn er das in so einem gereizten Ton sagt, meint er vielleicht, dass sie daran schuld sei, dass es schon wieder so spät ist? Sie sagt: „Ich hab noch gar nicht gewusst, dass der Boiler tropft.“ Er sagt, das hätte er ihr schon gesagt. Zweimal bestimmt. Mindestens. Ihr flaues Gefühl im Bauch ist jetzt schon leichte Übelkeit. Sie möchte das Entstehen von Missverständnissen vermeiden und versucht, sich zu erklären.

Eine Diskussion entspinnt sich. Worte hin. Worte her. Sie sind verstimmt, als sie bei den Freunden aussteigen und geben sich Mühe, die Freunde das nicht merken zu lassen. Das ist anstrengend. Sie werden das ungute Gefühl den ganzen Tag nicht los und sind am Abend froh, es mit zwei Gläsern Wein betäuben zu können.

Ein paar Tage später hab ich die Frau am Telefon. Susan. Sie möchte mit mir arbeiten, möchte verstehen, warum das öfter mal so blöd läuft. Sie wollten doch nur einen schönen Tag miteinander haben.

„Er sollte keine schlechte Stimmung verbreiten“

ist der Gedanke, den Susan im Auto gedacht hatte und der zu ihrem flauen Bauchgefühl geführt hat. Sie möchte, dass er auch seinen Teil dazu beiträgt, dass kein Missverständnis entsteht. Susan kennt die Arbeit mit den 4 Fragen und den Umkehrungen schon ein bisschen.

So kann sie sehen, dass der Stress für Sie nicht dadurch entsteht, dass ihr Mann etwas sagt, auch nicht dadurch, dass es so spät ist wie es ist. Ihr Stress entsteht in dem Moment des Gedankens. In der Sekunde, wo sie das, was geschieht, nicht haben will. Wo sie in den Widerstand geht, es doof findet, dass ihr Mann so reagiert. Und ihr fallen unzählige andere Situationen ein, in denen sie ihn (wenn auch nur in Gedanken) kritisiert. Jedes Mal hat sie dieses flaue Gefühl im Bauch. Jedes Mal kommt es zu Missverständnissen. Sie kann spüren, durch ihre Kritik wird die Situation nicht besser. Wenn sie die kritischen Gedanken ausspricht, wird es meist schwieriger.

Wer wäre sie ohne den Gedanken?

Wer wäre sie, wenn sie mit ihm im Auto sitzt, hören kann, was er sagt und nicht glaubt, er sollte nicht sagen, was er da gerade gesagt hat? Er sollte es nicht in diesem Ton sagen?

Sie könnte ihn hören, den Moment vorbeiziehen lassen, nicht noch Öl ins Feuer gießen.

Und wer wärest Du ganz ohne Gedanken? Wenn Du nicht denken könntest in dem Moment?

„Gar nicht denken?“ fragt sie zurück.

„Ja, wenn Du seinen und deinen Gedanken keinen großen Wert beimisst? Ihnen dadurch nicht so viel Macht gibst und Dich nicht an ihnen orientierst? Was kannst Du dann wahrnehmen?“

„Ja“, sagt sie und atmet aus, „dann sitze ich im Auto, höre seine Worte, sehe die Fahrbahn, spüre meinen Körper und wie er auf dem Beifahrersitz sitzt.“

„Und wie ist das?“

„Gut ist das. Ruhiger. Ich habe mehr Weitblick, bin nicht so in der Situation gefangen. Im Wahrnehmungsmodus ist noch mehr da als nur unsere Gedanken.“

„Und was kannst Du von Deinem Mann wahrnehmen, wenn Du nicht den Gedanken folgst?“

„Oh! ja, dann kann ich wahrnehmen, dass er gestresst ist. Er hat viel Arbeit gerade, will es uns allen Recht machen, es so schön machen, wie möglich, aus unserer Freizeit so viel raus holen wie möglich. Wenn ich meinen Focus mehr auf das lege, was ich wahrnehmen kann, dann spüre ich ihn gut. Gleichzeitig ist noch mehr da als nur unser angespannter Gedankenpingpong. Die Straße ist noch da, das kann ich wahrnehmen und unser Sonntag ist noch da. Von Missverständnissen ist weit und breit nichts zu sehen. Meine Liebe zu ihm ist dann auch noch da und lässt sich nicht von seiner kurzen Verstimmung anstecken. Das ist schön, das ist liebevoll. Für mich selbst, aber auch für ihn. Für uns alle.“

„Wie wäre Euer gemeinsames Leben“, frage ich, „wenn  Du mehr in diesem Wahrnehmungsmodus wärest? Wenn Du nicht so sehr den Gedanken folgen würdest?“

„Ich könnte die Situationen, in denen ich mich befinde,  viel besser einschätzen. Das fühlt sich wie ein grösseres Erfassen an, worum es eigentlich geht. Ich bin mehr mit dem wirklichen Leben verbunden als nur mit den Ideen aus unseren Köpfen. Das ist friedlicher, ruhiger und auch einfacher.“

Das Ende von Missverständnissen

Magst Du‘ s mal ausprobieren? Für eine Stunde? Einen Tag? Oder länger?

Ich finde es eine wunderbare Angewohnheit, nicht immer gleich zu re-agieren. Erst einmal atmen, spüren, einfach da sein. Ich muss nichts antworten. Ich kann gesprochene Worte auch einfach ausklingen lassen, warten, bis sie sich verzogen haben. Und wahrnehmen, was hinter diesen Worten wahrzunehmen gibt. Für mich bedeutet das viel weniger Stress, weniger Ärger, weniger Verwicklung. Mehr Verständnis, ohne dass mein Verstand es durch Auseinandersetzung verstehen musste. 🙂

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Über Ina Rudolph

Zwanzig Jahre hat sie als Schauspielerin gearbeitet, dann lernte sie THE WORK kennen und lieben. Sie schreibt Bücher darüber, gibt Seminare, und hilft Menschen in Einzelsitzungen, bessere Perspektiven zu sehen als Kummer und Schmerz. Wenn Sie mehr wissen wollen, schreiben Sie doch eine Nachricht über das Kontaktformular.

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4 Kommentare

  1. margret

    herzlichen dank für deine wunderbaren geschichten, Ina. Da geht die sonne auf – noch bevor der boiler auf die idee kommen könnte, zu tropfen. danke!

    Antworten
  2. Verena Jucker

    Ja, danke liebe Ina, für diesen erneut wertvollen Artikel. Hilft einfach.

    Antworten
  3. Lisa

    lese Deine Beiträge immer sehr gerne! Finde diesen auch hilfreich! Danke.

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