Eins meiner Lieblingszitate ist von Giacomo Casanova und lautet:
„Die Liebe besteht zu drei Vierteln aus Neugier“.
Casanova ist weltberühmt für seine überdurchschnittlichen Liebeskünste,
seine Techniken zur Verführung und dafür, dass Frauen ihm zahlreich hinterher gelaufen sind.
Was ist der „Trick“?
Nun, wir werden es nicht zu 100%iger Sicherheit wissen,
aber ein Hinweis könnte in diesem Zitat liegen. Ich höre immer wieder:
Ach, wenn Liebe so einfach wäre…
Ich glaube: Es ist so einfach!
Casanova plädiert für Neugierde.
Neugierig sein hat viele Vorteile:
1) Für mein Lebensgefühl
Mit neugierigen Augen durchs Leben gehen fühlt sich einfach gut an. Staunen wie ein Kind.
Ach, schau mal hier…Wenn ich neugierig bin, grüble ich nicht, gebe mich nicht meinen stressigen Gedanken hin, stelle mir keine unlösbaren Fragen.
Mit einem neugierigen Blick auf die Welt seufze ich nicht: „Ach, wenn Liebe so einfach wäre…“
Ich frage mich nicht, was Liebe ist und ob ich liebe oder ob dafür noch dies und das fehlt.
Ich nehme Dinge wahr, die um mich herum sind, Menschen die mich umgeben und natürlich mich selbst.
2) Für andere Menschen
Möchte nicht jeder Mensch gerne vorurteilsfrei gesehen werden? Nicht gleich in Schubladen gesteckt werden? Ach, mir tut es immer so gut, wenn ich spüre, dass jemand neugierig ist.
Ich werde so gern etwas gefragt. Sie nicht auch?
Wie fühlt es sich an, zu spüren, dass jemand von Herzen etwas über mich wissen will?
Für mich fühlt sich das großartig an. So fühle ich Sinn, Geborgenheit und ein
Wechselspiel aus Geben und Nehmen.
3) Für die Welt
Ich kann mir vorstellen: wenn alle Menschen neugieriger wären, gäbe es mehr Zuhören,
mehr Interesse, mehr Aufgeschlossenheit.
Im Umkehrschluss weniger Destruktives, weniger Recht-haben-wollen, weniger Übertrumpfen.
Das ist friedlich. (Solange die Neugier echte Neugier ist und nicht in Einmischung umschlägt.)
4) Für die Liebe/ Beziehung
Mit einem neugierigen Blick auf meinen Partner kann ich alle angesammelten Urteile fallen lassen.
Urteile, die mich schon beim denken selber schmerzen, mich ärgern, und wütend machen.
Mit einem neugierigen Blick frage ich eher: Wer bist Du? Was tut Dir gut? Wie siehst Du die Welt?
Anstatt mich melancholischen „Ach, wenn Liebe so einfach wäre…“ Gedanken hinzugeben,
kann ich mit Neugierde für meinen Partner offen sein.
Und – Hand aufs Herz – ist das nicht schon Liebe?
Der Seufzer: „Wenn Liebe so einfach wäre…“ beinhaltet oft den Wunsch,
dass man gar nichts tun müsste und alles um einen herum wäre in Ordnung.
Es soll einfach alles einfach sein. Gott soll das bitte schon so eingerichtet haben. Als Werkseinstellung.
Die gute Nachricht lautet:
Ich kann etwas tun.
Ist das nicht schön?
Es ist zum Beispiel möglich, neugierig zu sein.
Es ist auch möglich, seine stressigen Gedanken und Glaubenssätze über die Liebe
und den Partner zu hinterfragen. Früher hatte ich viele belastende Konzepte darüber,
was Liebe ist und wann es Liebe ist. Dabei lag mein Focus meist bei dem, was noch fehlt.
Wie fühlt sich das an?
Meist nicht so gut. Es fühlt sich an, als könnte ich die echte, wahre Liebe nie erreichen
und müsste sie immer auf später verschieben. Wenn „der richtige Partner aufgetaucht ist“
oder wenn „ich erst weiter bin“ in meiner Entwicklung, oder „wenn ich erstmal verstanden habe,
was Liebe ist“. Wie oft habe ich dagesessen und geseufzt: „Wenn Liebe doch so einfach wäre…“
Welche belastenden Urteile hatte ich damals über meinen Partner?
– er ist nicht „der Richtige“
– er sollte mir aufmerksamer zuhören (macht er aber nicht)
– ich brauche von ihm mehr Aufmerksamkeit
– er ist zu sensibel
– er interessiert sich für die falschen Sachen
Mit solchen Glaubenssätzen kann man ja quasi gar nicht anders als zu seufzen:
„Ach, wenn Liebe so einfach wäre…“
Nachdem ich diese belastenden Gedanken überprüft hatte,
bin ich zu folgenden Gedanken gelangt, die für mich viiieel wahrer sind:
– Er ist der Richtige für Jetzt. Jetzt will ich mit ihm zusammen sein und alles, was später passiert,
kann ich auch später entscheiden.
– Er kann mir nicht aufmerksamer zuhören, als er kann. Wenn ich will, dass er aufmerksamer
zuhört, als er gerade kann, mache ich mir Druck und ihm auch. Dann kann er gar nicht mehr.
Jedenfalls nicht so, wie ich es mir wünsche.Am ehesten kann er noch, wenn ich ihn freundlich bitte.
– ich brauche von ihm nicht mehr Aufmerksamkeit. Ich lasse ihn frei.
Das fühlt sich für mich liebevoll an und so bin ich aufmerksam mit mir selbst. Ich freue mich,
wenn er aufmerksam sein möchte. Wenn er es nicht ist, will ich ihn aber auch nicht zwingen
(geht sowieso nicht)
– Ja, er ist sensibel, das stimmt. Aber das hat mir auch mal gefallen. Ich möchte wieder die schöne,
poetische Seite seiner Sensibilität wahrnehmen.
– hier muss ich immer lachen. Das glaube ich einfach nicht mehr und das ist schön.
Er interessiert sich für die Sachen, für die er sich interessiert. Punkt.
Ach, es fühlt sich so gut an, wenn ich meine stressigen Gedanken nicht mehr glaube.
Wenn ich nicht mehr seufzen muss: „Ach, wenn Liebe so einfach wäre…“
So können Sie Ihre belastenden Glaubenssätze über Ihren Partner oder die Liebe hinterfragen:
belastende Glaubenssätze hinterfragen
Und wenn Sie das nächste Mal seufzen: „Ach, wenn Liebe so einfach wäre…“ –
versuchen Sie’s mal mit neugierig sein. Das ist gut für Sie selbst, für die anderen,
die Welt und auch für Ihre Beziehung!
Und wenn Sie möchten, schreiben Sie mir mal, wie Ihr Leben sich anfühlt, wenn
Sie mit mehr Neugierde hindurch gehen.
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INA RUDOLPH – das schöne Leben
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