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Wie werde ich erfolgreich?

Gestern hatte ich die dritte Einzelsitzung über Skype mit einem freischaffenden Innenausstatter. Er beherrscht sein Handwerk, liebt seine Arbeit und ist nicht glücklich. Ihn beschäftigt die Frage: Wie werde ich erfolgreich?

Gestern nun lachte er am Ende unserer Sitzung, schlug mit der Faust auf den Tisch und hatte etwas, für sich wesentliches, verstanden.

Aber der Reihe nach: Seit vielen Jahren schlägt er sich arbeitsmäßig so durch und hat sich angeeignet, „was man so tun muss“. Werbung, Marketing etc. Einem Verein ist er um des Netzwerkens willen beigetreten, und er spielt in einem Tennisclub. Er spielt gerne Tennis, fühlt sich dort aber nicht ganz wohl, weil dort nur reichere, erfolgreiche Leute Tennis spielen. Auf keinen Fall will er, dass die dort sehen, dass er nicht so viel Geld hat. Dass er nicht so erfolgreich ist.

Seit Jahren steckt er in folgenden Gedanken fest:

– Um Erfolg zu haben, müsste ich mehr vorweisen können.
– Ich bräuchte ein schickeres Büro, ein Haus, ein dickes Auto
– Ich müsste freier sprechen können, mich besser verkaufen können, bessere Marketingstrategien haben
– Ich brauche eine klare Antwort die Frage: Wie werde ich erfolgreich?

All das erscheint ihm soooo viel Arbeit und Mühsal zu sein und es liegt in unerreichbarer Ferne. Gestern haben wir folgenden Glaubenssatz hinterfragt:

Die im Tennisclub sollten nicht denken, dass ich erfolglos bin.

Wenn er diesen Gedanken glaubt, dann akzeptiert er sich nicht so, wie er ist. Sein ganzes Leben kommt ihm unzureichend vor und er ist unglücklich. Vor den anderen muss er so tun, als wäre er erfolgreich und das ist nicht nur anstrengend. Es kommt auch keine echte Nähe oder Freundschaft auf. Er kann sich nie fallen lassen. Immer muss er über seine Wirkung nachdenken und über das, was die anderen über ihn denken könnten. Seine dringendste Frage: wie werde ich erfolgreich?, kann er nicht mit den anderen teilen, denn dann würde er ja „auffliegen“.

Auch hat er festgestellt, dass er sich in die Angelegenheiten der anderen einmischt, wenn er ihnen vorschreiben möchte, was sie denken sollen. Das ist irgendwie unfreundlich und auch respektlos. Außerdem ist es so aussichtslos. Die Menschen denken sowieso, was sie den ganzen Tag lang denken. Da kann er sich noch so Mühe geben, das lenken zu wollen. Und auch er selbst denkt ja oft seltsame und nicht immer freundliche Gedanken über andere Menschen.

Immer, wenn er glaubt, dass andere nicht denken sollten, dass er erfolglos ist, hat er einen Druck im Bauch, das Leben macht ihm keinen Spaß und er fühlt sich von einer unsichtbaren Last erdrückt.

Würde er diesen Gedanken nicht glauben (sein Leben wäre weiterhin so, wie es ist) dann müsste er sich nicht mehr verstecken. Das wäre schön. Sein Leben wäre stressfreier und leichter. Er seufzte einmal tief und sagte: „Mann, sich verstecken ist doch blöd. Es ist doch sowieso, wie’s ist.“ Und dann fiel ihm ein, dass ein reicher Unternehmer aus dem Tennisclub insgesamt eher Freunde hat, die nicht so viel Geld besitzen. Es könnte also sein, dass ihm das gar nicht so wichtig ist.

Ach, sagte er, es wäre so schön, wenn er einfach arbeiten könnte, ohne den ganzen Kram im Nacken, von dem er glaubt es machen zu müssen. Ohne seine stressigen Gedanken müsste er sich nicht besser verkaufen können.
Er müsste kein Seminar in Rhetorik oder Kommunikationstechniken besuchen. Dazu hatte er eh keine Lust und Geld würde es auch kosten. Er müsste sich nicht mit seiner „wie werde ich erfolgreich“ Frage abplacken. Ohne seinen belastenden Glaubenssatz könnte er dieses Vorhaben einfach von der Liste streichen. Ersatzlos. Er dürfte einfach er selber sein.

„Und, wie wäre das?“ fragte ich ihn.

„Oh Mann“, sagte er, „das wäre… wie das wäre… ja, schön wäre das. Erleichternd, befreiend, Dann würde mir das alles hier auch wieder Spaß machen…“

Ich fragte ihn, wie sich sein Arbeitsleben dann anfühlen würde, wenn ihm das alles wieder Spaß machen würde.

„Das würde mein Leben auf jeden Fall verbessern. Selbst, wenn ich dadurch nicht mehr Erfolg hätte, wäre das ein ziemlicher Gewinn. Aber“ sagte er, „wahrscheinlich habe ich dann auch mehr Erfolg, weil ich wieder Lebensfreude ausstrahle. Könnte das sein?“

Ich lies die Frage im Raum stehen und sah, dass er selber darüber nachdachte.

Plötzlich stieß er seinen Stuhl hach hinten, richtete sich auf und sagte: „Na klar! Ja! So war es auch, als ich angefangen habe vor 20 Jahren. Da hatte ich einfach nur Freude an meiner Arbeit und ich war erfolgreich.“ Er war sichtlich ergriffen. „Mensch, dass mir das jetzt einfällt!“ Er erzählte ein bisschen aus dieser Zeit, die ihm nun als Referenzbeispiel dienen konnte. In dem er dieses Beispiel gefunden hat, wusste sein Verstand, dass es tatsächlich möglich ist. Er hatte es ja schon einmal erlebt. „Und damals hatte ich am Anfang auch kein dickes Auto, keine Haus und kein schickes Büro!“

Wie werde ich erfolgreich?

Meist ist das Gegenteil eines stressigen Gedankens viel weniger stressig. Ich fragte ihn, ob er so ein Gegenteil finden könne. Er fand folgende Umkehrung:

Ich sollte nicht denken, dass ich erfolglos bin

– Denn das zieht mich immer so runter.
– Dann habe ich keine guten Ideen.
– Dann reduziere ich meine ganzen Kontakte auf das Thema, ob ich erfolgreich bin oder nicht.
– Das engt mir meine Lebensfreude ein.

Und er konnte noch ein Gegenteil finden:

Sie sollten denken, was sie denken

Das war für ihn sofort erleichternd. „Dann muss ich mir keine Gedanken darum machen. Das wäre toll. Außerdem wird viel Zeit frei für kreative Ideen. Dafür, dass ich mir mein Leben schön machen kann… wenn ich gerne arbeite, dann können sie denken, was sie wollen. Dann habe ich Freude an dem, was ich mache und kann zu ihnen kommen und sagen: Hey schau mal, was ich schönes mache. Das ist toll, weil….und das hat folgenden Nutzen…. und könnte das nicht auch was für Dich sein?

Und mit echter Freude verkauft es sich viel leichter. Zudem auch noch authentisch, weil ich ja wirklich an mein Produkt glaube.“

Er lehnte sich zurück. „Außerdem versuche ich die anderen nicht mehr mit dem was sie denken sollen zu manipulieren. Sie dürfen denken, was sie denken und das fühlt sich eher freundschaftlich an. Respektvoll.“

Eine Weile saß er in Gedanken, schüttelte den Kopf und lächelte. Dann sagte er: „Nun darf ich das bloß nicht wieder vergessen.“

Ich fragte: „was kannst Du tun, damit Du es nicht wieder vergisst?“

Er legte sich einen Text auf den Bildschirm seines Computers:

Wie werde ich erfolgreich? Mit echter Freude!

Seinem I-Phone trug er auf, ihn dreimal am Tag an diese neue Erkenntnis zu erinnern. Er darf sich das Leben schön machen. So einfach ist das. Der ganze Rest ist schon vorhanden: Toll! 🙂

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Über Ina Rudolph

Zwanzig Jahre hat sie als Schauspielerin gearbeitet, dann lernte sie THE WORK kennen und lieben. Sie schreibt Bücher darüber, gibt Seminare, und hilft Menschen in Einzelsitzungen, bessere Perspektiven zu sehen als Kummer und Schmerz. Wenn Sie mehr wissen wollen, schreiben Sie doch eine Nachricht über das Kontaktformular.

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