„Was ist der Sinn des Lebens?“ – ist das eine wichtige Frage?
Ein Rätsel, welches die Menschheit lösen muss?
In den letzten Tagen habe ich von verschiedenen Menschen gehört,
dass der Sommer ja immer sehr schön sei.
Und auch Urlaub sei im Grunde etwas Wunderbares.
Nur hätten sie dann nicht nur mehr Zeit zum Lesen, Schwimmen und Ausruhen.
Sondern auch mehr Zeit zum Grübeln. Und dann tauchen bestimmte Fragen immer wieder auf.
Als ob sie nur darauf gewartet hätten, dass mal ein bisschen Zeit frei wird,
um mit nagender Ausdauer plötzlich jede freie Minute zu besetzen.
Mal mehr und mal weniger deutlich. Diese Fragen halten einen konstant beschäftigt,
halten einen am Denken, meist ohne Lösung.
Es gibt so Fragen, die führen mich tiefer ins Dickicht von Schwierigkeiten,
die machen Dinge unkenntlich und würzen mein Leben mit einer Portion Schwere.
Zum Beispiel die-, nach dem Sinn des Lebens.
Wofür brauche ich die Frage nach dem Sinn des Lebens?
Könnte es nicht sein, dass es ein Irrweg ist, zu glauben,
dass ich erst wieder richtig glücklich sein kann,
wenn ich die Antwort auf diese Fragen gefunden habe?
Könnte es sein, dass ich für diese Fragen gar keine Antwort brauche?
Such Dir mal bitte ein Beispiel, als Du zum letzten Mal vollständig
in einer Tätigkeit aufgegangen bist.
Hast Du getanzt und alles um Dich herum vergessen?
Mit (D)einem Kind gespielt und nicht mehr daran gedacht,
welche Schwierigkeiten auf Dich warten?
Oder warst Du einfach nur vertieft in Nägel feilen,
aus dem Fenster schauen, Musik hören?
Wie hat es sich angefühlt, ganz in dieser Sache aufzugehen?
Sind das nicht Momente, in denen Du Dir solcherlei Fragen nach dem
Sinn des Lebens gar nicht stellst?
Warst Du heiter, gelassen oder gar glücklich in Abwesenheit dieser Fragen?
Ist er also wahr, dieser Gedanke? (und es ist nichts als ein Gedanke)
Ich muss wissen, was der Sinn meines Lebens ist
Oder wahlweise:
Ich muss wissen, was meine Bestimmung ist/
Ich muss wissen, wofür ich auf der Welt bin/
Ich muss wissen, wie es weiter geht
(denn wenn ich das nicht weiß, kann ich diesen Sinn ja auch nicht fühlen
und dann lebe ich nur so vor mich hin, ohne tiefere Bedeutung
und mein Leben ist vertan und nutzlos und ergo freudlos….)
Ist es wahr, dass ich wissen muss, was der Sinn des Lebens ist?
Oder wenigstens meines eigenen Lebens?
Wenn ich diesen Gedanken glaube, gehe ich ja davon aus,
dass ich ihn bis hierher nicht gefunden habe.
Und? – habe ich überlebt soweit? Ohne klare Sinnbestimmung?
Habe ich schöne Momente gehabt? Konnte ich lieben? Geben? Lachen?
Ja, konnte ich. Das Problem tauchte immer erst dann auf,
wenn ich anfing, dieser Frage nachzugehen. Immer, wenn ich behauptete,
den Sinn des Lebens nicht zu kennen.
Was macht diese Frage mit mir?
Wie reagiere ich, was passiert, wenn ich glaube, dass ich wissen muss,
was der Sinn des Lebens ist?(und ich habe gerade keine Ahnung)
Mit sofortiger Wirkung geht es mir-, auf nebulöse Weise nicht mehr gut.
Seltsam, frage ich mich, was ist das?
Mein Verstand eilt zu Hilfe. Ich beginne nachzudenken, den Grund finden zu wollen.
Das fühlt sich schwer an und es ist, als würde ich nur noch tiefer versinken.
Ich stelle Vermutungen an und finde Beispiele aus meinem Leben,
warum es mir eben bis hierher noch nicht möglich war, den Sinn zu finden.
Das ist keine freundliche Sicht auf mein Leben.
Ich sehe lauter Nachteile, Versagen, Inkompetenz.
Wie geht es mir, wenn ich auf solch eine Art und Weise
über mich und mein Leben nachdenke?
Ich ziehe mich selbst mit meinen Gedankenspiralen in den Sumpf.
Es wird dunkler und enger, immer aussichtsloser, aus dem Morast herauszufinden.
Ich sinke, bis ich auf Hilfe von außen angewiesen bin.
Und wenn die nicht kommt, bin ich verloren.
Wenn ich mit meinen Gedanken etwas greifen möchte, was ich nicht greifen kann
und was sich nicht greifen lässt (in dem Moment),-
brauche ich ein ordentliches Maß an Leichtigkeit, Humor und Gelassenheit
um darin nicht stecken zu bleiben.
Habe ich die Tendenz, auf eine anklagende, irgendwie unfreundliche Weise,
über mich und mein Leben nachzudenken,
dann bringen diese Art Fragen mir Schmerz, Bauchdrücken
und ein Gefühl von Unfreiheit. Aus solch einem Gefühl heraus
finden sich meist keine wirklich hilfreichen Antworten.
Stecke ich erst einmal im Sumpf, muss ich eine ganze Armee beschäftigen,
um mich wieder heraus zu ziehen: Freunde, Familie, ich brauche lange Gespräche,
oder schöne neue Sachen. Ich muss mich mit Fernsehen ablenken
oder Bruder Alkohol bitten, diese Gedanken wieder ins Vergessen rutschen zu lassen.
Oder mein Partner muss mir in solchen Momenten besonders deutlich beweisen,
wie unendlich seine Liebe ist.
So eine kleine Frage, solch große Wirkung!
Wer wäre ich ohne den Gedanken?
Wer wäre ich, wenn ich nicht glauben würde, dass ich wissen muss,
was der Sinn des Lebens ist?
Ich würde weniger denken, weniger problematisieren.
Ich könnte mehr wahrnehmen. Mehr spüren.
Einfach und direkt dort lang gehen, wo die Freude ist.
Das erscheint mir sehr sinnvoll :-).
Nachdem ich mein Denken ein paar Jahre mit The Work überprüft hatte,
beschloss ich: Wenn ich schon meinen Gedanken folge, meinem Denken,
dem Hirnen; wenn ich schon damit vorlieb nehme, vorrangig im Kopf zu stecken, –
dann wenigstens auf eine freundliche Weise.
Was bringt es denn, sich mehrere Stunden am Tag
mit unfreundlichen, vor Kritik strotzenden Gedanken im Kreis zu drehen?
Vielleicht finde ich auf die Frage, was meine Bestimmung ist, ja eine Antwort.
Leicht und einfach. Und wenn nicht, bleibe ich nicht an dieser Frage hängen.
Ich wende mich einer Sache zu, die sich freundlich anfühlt.
Oder kreativ, oder liebevoll.
Auf keinen Fall besteht der Sinn des Lebens darin, zu leiden! 🙂
(ich weiß, das ist eine moderne Interpretation)
Ich muss nicht wissen, was der Sinn des Lebens ist.
Das ist die Umkehrung, das Gegenteil des Gedankens, der belastend war.
Könnte dieses Gegenteil auch wahr sein?
Oder vielleicht sogar wahrer, als der stressige Glaubenssatz?
Ehrlich gesagt, bin ich überhaupt nicht scharf darauf, wissen zu müssen,
was meine Bestimmung ist. So ein Konzept erscheint mir eng
und unbeweglich und sowieso zeitlich terminiert.
Wofür brauche ich so einen definierten Sinn? Was möchte ich damit erreichen? Sicherheit?
„Ich bin dafür bestimmt, XY zu tun und dann weiß ich das und
kann mich ein Leben lang daran festhalten…“
Was geschieht mit dem Konzept, wenn sich in meinem Leben wieder etwas ändert?
Habe ich dann wieder nichts zum festhalten?
Mein Sinn des Lebens
Wenn es so etwas wie einen Sinn des Lebens gibt, –
(ja, wir könnten das auch ganz grundsätzlich in Frage stellen)
habe ich folgendes für mich gefunden:
Mein Sinn besteht darin, immer das zu tun, was gerade ansteht und darin völlig aufzugehen.
Mich vollständig hineinzugeben, mich zu verschenken, hinzugeben.
Mehr ist es nicht und es ist gleichzeitig wahnsinnig viel.
Darin steckt alles, was ich liebe. Es ist unkompliziert, überschaubar, schlicht und entspannend.
Es ist auf-, und anregend zur gleichen Zeit.
Es braucht keine starr festgezurrten Ziele und ich bleibe flexibel.
Schreibe ich diesen Artikel, bin ich ganz dabei.
Schmiere ich mir ein Käsebrot, gehe ich völlig darin auf.
Spreche ich mit einem Menschen, tauche ich in dieses Gespräch.
Das ist das, was gerade stattfindet. Hier ist nichts falsch, denn es geschieht bereits.
Meinen Sinn muss ich nicht erst suchen, oder mir den Kopf zermartern.
Er ist immer da, wo ich gerade bin.
Immer dort, wo ich gerade sitze, liege, stehe und atme.
Wie ist es für Dich?
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ina ich finde den Artikel über den sinn des lebens grossartig,macht leicht und lockt ein schmunzeln bei mir hervor,gratuliere.ganz herzlichen dank und liebe grüsse ruth.
sehr gern & liebe Grüße zurück!
Ganz toller Text Ina! Er macht leicht und frei.
Dahin gehen, wo die Freude ist, ist ab jetzt mein Lieblingsmotto 🙂
Danke und liebe Grüße
Wunderbar, das freut mich. Und der Freude folgen ist ja auch gar nicht so schwer. Man ergreift das Ende vom Zipfel und wird dann mitgezogen… 🙂
Dein Artikel gefällt mir sehr gut und mit meinem Mann habe ich früher oft versucht, den Sinn des Lebens zu finden, vergeblich! Und stressig! Manchmal dachten wir, wir hätten ihn ein für alle Mal gefunden, nur um dann Jahre später schmerzhaft festzustellen, dass wir uns geirrt hatten.
Es fühlt sich sehr entspannt an, Deinen Text zu lesen und so eine freie Geisteshaltung zu spüren. Schön, auch von anderen Menschen zu lesen, dass wir ihn nicht mehr suchen müssen, das ist eine prima Bestätigung unserer Erfahrungen.
Vielen lieben Dank für diesen Artikel!
Die Suche nach dem Sinn des Lebens,
die wohl nie aufhört, und die Menschen leider dabei vergessen lässt,
das JETZT zu leben;-)
Das hast Du mit Deinem Artikel aber schön auf den Punkt gebracht 🙂
Eigentlich sollte es doch bei allem was wir tun so sein, statt multitasking und irgendwo zu sein, sich auf den Moment zu konzentrieren, mit all unseren Sinnen.
Alles Liebe, Alexandra
Liebe Ina!
Vielen vielen Dank für diesen wunderbaren Text. Da fühle ich irgendwie Schmetterlinge ganz leicht um mich herumflattern. Kommt grad so daher…dieses schöne Bild. In Leichtigkeit durchs
leben „flattern“. toll.
Ja….vor Jahren dachte ich auch immer viel über den Sinn und Zweck des Lebens nach. Dann plötzlich wurde mir was klar: Der SINN des Lebens???? Na SINN-voll leben….sensual…mit allen SINNEN dabei sein. tief eintauchen in alles was das Leben so bietet….alles…..ins Leben selbst….in mich selbst. Voll DABEI sein, DA sein. ich fragte mich auch öfters „was bedeutet denn GENIESSEN?“ WANN geniesse ich, wann habe ich denn dieses herrliche Gefühl? Na immer dann, wenn ich voll und ganz bei der Sache bin, mit all meinen Sinnen. In der Zeitlosigkeit…..im Hier und Jetzt. Ja……..oft dachte ich „Oh, ich muss das Leben genießen d.h. viel unternehmen, viel reisen viel viel viel……..nein! Genießen bedeutet jetzt für mich ERFAHREN…voll und ganz tief ERFAHREN. Habe grad das Gefühl, daß ich mit den Worten nicht genau die Gefühle beschreiben kann. Worte sind begrenzend. Und darum….jetzt AUS. Smile. Wünsche euch allen noch einen wunderschönen „Altweiber-Sommer“ und dir liebe Ina nochmals herzlichen Dank! Super.
Ja, danke! So in die Richtung denke und spüre ich auch.
Sinn ist für mich im Sein sein und nicht im haben.
Also so in die Richtung offen sein und empfangen – genießen – und dann wieder gehen lassen, bis das nächste sich von allein ankündigt und halt so weiter.
Liebe Ina, du fragst, was für mich der Sinn des Lebens ist? Oft bin auch ich an dieser Frage „hängen“ geblieben, ohne je irgend eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten. Statt dessen wurde ich trauriger und nachdenklicher, weil ich keine Antwort fand. Viele haben mir gesagt, ich sollte endlich beginnen zu leben. Warum? Ich denke oft über dies oder jenes nach. Neulich, war ich auf einem Sommerfest. Es war ein warmer Abend und es regnete in strömen. Die Musik spielte und die anwesenden Kinder ließen sich durch den Regen nicht die Freude am Tanzen nehmen. Ich ließ mich von ihrer Lebensfreude anstecken und tanzte mit ihnen und später mit Regenschirm im strömenden Regen. Durch mich strömte die pure Lust zu leben. Daher ist für mich der Sinn des Lebens den Moment entsprechend zu leben und nicht durch Regen, besseer noch durch die Gedanken, sich die Freude am Tanzen (Leben) selbst zu verderben. Lieben Dank für das Thema und herzliche Grüße an Dich. Katie ist zurzeit sehr present in mir.
Hallo Ina,
ist auf der Webseite spiritualität@unity-of-man.org gut erklärt in english:
„The purpose of human life“
Rüdiger aus Salzburg
Bin zur Zeit in Indien/Kirpal-Sagar
http://www.kirpal-sagar.org
Liebe Ina,
was für ein wundebarer Artikel! Als ich ihn gestern Abend las, hatte ich plötzlich eine Menge ABER im Kopf, was wohl meinem psychischen Zustand geschuldet ist. Ich stecke gerade ganz tief in der Depression und selbst die Dinge, in denen ich sonst aufgehe, fühlen sich momentan so falsch an. Irgendwie verliert in so einer Phase alles seinen Sinn. Doch als ich mich heute morgen um die Katze meiner Freundin kümmerte, die im Urlaub ist und mich beim Schmusen mit ihr das erste Mal seit langer Zeit wieder lachen hörte, wurde mir klar, dass es doch noch solche Dinge in meinem Leben gibt, nur sind es im Moment nicht so viele…Aber „nicht so viele“ hört sich schon deutlich besser an als „gar keine“ 😉
Liebe Grüße
Hallo Ina!
Also ich finde das alles recht stimmig, was du da schreibst. Etwas holpriger wird das Ganze, wenn das Leid in Spiel kommt. Das sind dann wohl Situationen, wo sich die Frage aufdrängt, wo sie aus der Tiefe existentiell aufbricht. Da denke ich, ist es sicher von Vorteil wenn ich für mich selber eine stimmige Antwort/Glaubensantwort erahne , woher ich komm und wohin ich letztendlich mit meinem „Dasein“ unterwegs bin. Aus meiner Sicht ist das dann halt auch der Ort, an dem ich von der rein menschlichen Ebene in eine spirituelle Ebene „wechseln“ werde, damit es irgendwo auch erträglich ist.
Hallo Maria, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich Dich verstanden habe… ich habe die Erfahrung gemacht, dass viel Nachdenken über Fragen, auf die ich keine abschließende Antwort finde (aber gern eine möchte) Leid erzeugt. Ich darf diese Fragen ja auch jeden Tag frisch und neu beantworten. Immer im jetzigen Moment. Vielleicht ist meine Antwort morgen eine andere? Vielleicht bleibt sie aber auch gleich… wer kann auf solche Fragen schon eine endgültige Antwort finden? Und wozu auch?
Ich finde deine Erklärung sehr grossartig!